- Berichte

Berichte, Geschichten, Textsplitter, Zitate - eine Legende wie der Landy lebt davon und dadurch!

Hier schreibe ich nach und nach über besondere Ereignisse, inkl. Fotos, die für das Tagebuch vielleicht etwas zu umfangreich sind und sammle nette Sprüche oder Geschichten aus der Historie und Gegenwart der Landrover Serie.


"Landrover - Rente mit 67"

Einen ganz wunderbaren Artikel hat Lukas Weber für die F.A.Z am 30.04.2013 unter diesem Titel geschrieben. Der Artikel ist in der F.A.Z-NET zu finden. Ich hätte den Artikel gerne auch fest hier eingestellt, das wäre aber nach Rücksprache mit der F.A.Z nur gegen eine Lizenzgebühr möglich gewesen - und da will ich die Kirche mal im Dorf lassen...


"LANDROVER - von Bastlern, für Bastler!" (gesehen auf einem T-Shirt)


Aber wo anfangen, mit der Geschichte? Am besten wohl am Anfang!

Die Sache mit dem Landrover begann kurz nach dem 2. Weltkrieg und keiner der beteiligten hätte wohl damals gedacht, dass inzwischen 65 Jahre später - 2013 - der Urlandy immer noch werksneu zu kaufen sein würde - also zumindest sein Urenkel, aber wenn man die alle in eine Reihe stellt, unterscheiden sich die Modelle der verschiedenen Baustufen nur wenig voneinandern.

Aber zurück zum Anfang der Geschichte! Im Frühjahr 1946 fegt ein Sturm über England und hinterlässt auch im Garten des Anwesens von Maurice Wilks einige Verwüstungen. Bäume sind umgeknickt und Äste heruntergebrochen - kein schöner Anblick. Also macht sich Mr. Wilks mit Hilfe eines Waldarbeiters am nächsten Tag an die Aufräumarbeiten und holt dazu einen kleinen Feldpanzer, der vom Krieg übrig geblieben war, aus seinem Schuppen, um die Bäume wegzuziehen. Das kleine Kettenfahrzeug gefällt dem Helfer so gut, dass er einen Tausch vorschlägt: eine Kettensäge und einen gebrauchten Willys Jeep gegen den Panzer. Mr. Wilks, der den Panzer bisher nie verwendet hatte, schlägt ein und der Tausch ist perfekt. Der Willys Jeep zieht um auf ein kleines Stück Land mit einem Cottage auf der Insel Anglesey, das auch Maurice Wilks gehört und dient dort als Universalfahrzeug. Die Segeljolle an den Strand ziehen, zum Picknick fahren, alles kein Problem für den kleinen Allradler.

...STOPP!! - kleiner Einwurf von links an dieser Stelle...

Wie nicht so ganz unerwartet festzustellen ist, gibt es nicht nur diese Version der Geschichte bis hierher. Ich kenne zumindest noch eine weitere Version, die von einem harten Winter 1946/47 zu berichten weiß und dass Maurice Wilks den besagten Willys Jeep hatte, um bei den schlechten Strassenverhältnissen fahren zu können. Darin kommt dann zwar auch noch ein Kettenfahrzeug vor, das er sich aber ausgeliehen hatte... Die Reise und die Aufenthalte auf Anglesey sind dann mehr oder weniger gleich geschildert...

...einig sind sich dann aber alle Quellen, wie es weiterging, das scheint auch wirklich gesichert zu sein. Legendär ist das in jedem Fall!

Im Frühjahr 1947 kommt der Bruder von Maurice, Spencer Wilks, dorthin zu Besuch. Der kleine Willys Jeep hat inzwischen deutlich unter der salzhaltigen Seeluft gelitten und als Spencer fragt, was Maurice denn macht, wenn der Jeep bald nicht mehr zu reparieren ist, antwortet der "...dann kauf ich eben eine anderen..." - und merkt im gleichen Moment, dass es "einen anderen" gar nicht zu kaufen gibt.

Diese kleine Episode hätte sicher zu nichts geführt, wenn die Unterhaltung nicht zwischen dem kaufmännischen und dem technischen Direktor von ROVER geführt worden wäre! Beide waren seit Anfang der 30ger Jahre bei ROVER und hatten mit viel Engagement und Geschick aus dem fast insolventen Unternehmen einen der führenden Autobauer gemacht. Doch jetzt, nach Kriegsende und mitten in der Aufbauarbeit, hatten die Menschen andere Sorgen, als sich ein neues und noch dazu hochpreisiges Auto bei ROVER zu bestellen. Rohstoffe waren knapp und die Steuern auf PKW hoch - also was tun? Das ROVER-Direktorium hatte schon lange nach einer Möglichkeit gesucht, die Produktion wieder auszulasten und von "Kriegsproduktion" auf zivile Arbeit umzustellen. Mit der Unterhaltung am Strand von Anglesey war die Idee gefunden: ein landwirtschaftliches Fahrzeug, allradgetrieben, universell und simple - und noch dazu damals steuerbefreit!

In der darauf folgenden Woche wurde dann ein kleines Team von ROVER-Ingenieuren nach Anglesey gerufen, der Willys Jeep begutachtet und der Auftrag formuliert: "Wir bauen einen ROVER für den Farmer, mit dem er alles machen kann, überall hin kommt, ein universeller Land-Rover." Von Anfang an hieß das Projekt so und bei diesem Namen ist es geblieben - erst als Fahrzeugbezeichnung und später als Firmenname. Die Grundmaxime bei der gesamten Konstruktion war: "Macht etwas einfaches!" So machen sich die Ingenieure Joseph Drinkwater (Motor), Gordon Bashford (Rahmen) und Tom Barton (Getriebe) ans Werk. Aufbauend auf alten Willys-Jeep-Rahmen vom Schrottplatz, wird eingesetzt, was die ROVER-Regale so zu bieten haben. Nur das Untersetzungsgetriebe ist neu zu konstruieren. Da Stahl schwer zu bekommen ist, Aluminium, zwar teuer, aber reichlich vorhanden und gut zu bearbeiten, wird die Karosserie aus Alu gefertigt - einfach und ohne teure Werkzeuge. Kaum 2 Monate nach dem denkwürdigen Treffen auf der Insel Anglesey stehen die ersten Prototypen in der Halle bei ROVER! Auf einem eigens in der nähe angelegten Testgelände werden die Prototypen getestet. Man überlegt, ob etwas mehr Komfort nicht besser wäre, verwirft das aber wieder mit einer wirklich interessanten Begründung: "Lassen wir ihn unbequem, werden es die Fahrer im Gelände nicht übertreiben!"

Leider sind diese ersten Exemplare nach den erfolgreichen Tests in die Schrottpresse gewandert, aber die ersten Serienfahrzeuge standen dann (jetzt natürlich komplett aus der Fertigung von ROVER) im April 1948 zur Verfügung. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch wurde auf der "Amsterdam Motorshow" dann der LANDROVER dem Publikum vorgestellt. Keiner bei ROVER war sich sicher, wie das Fahrzeug angenommen werden würde - und so war man sehr überrascht, dass noch auf der Messe die ersten Bestellungen eingingen - und es wurden immer mehr! Noch im Jahr 1948 fertigte ROVER 2000 Stück, exportierte in 68 Länder und steigerte die Produktion 1949 auf 6000 Landys!

Mit Beginn des Jahre 1950 liefen auch wieder die PKW's von ROVER besser und eigentlich hatte das "hässliche Entchen" seine Schuldigkeit getan, doch der "Stopgap" (Lückenbüsser) lief wie von selbst - und ans Aufhören hat keiner mehr gedacht!